Die Zeit
Vielleicht ist die Zeit eine große Welle, die uns trägt wie eine Welle im Ozean, falls sie eine Bewegung ist. Diese Welle können wir nicht verlassen oder abwarten, bis sie vorübergeeilt ist, und dann auf eine andere aufspringen. Die Zeit ist nicht wie der Raum, in dem wir uns da- und dorthin bewegen können. Entweder sind wir in der Zeit, der wir nicht entkommen können, oder die Zeit ist in uns, die wir nicht ablegen können. Eine Art Glasquader, dessen Länge und Breite ins Unendliche sich ausdehnen, und dessen Tiefe gegen Null geht, beherbergt uns. Unberücksichtigt bleibt dabei, ob eine irgendwie geartete Raumkrümmung bei dieser Betrachtung von Bedeutung sein könnte. Daraus meinen wir, nach vorne und zurück sehen zu können. Dabei ist uns klar, dass ein Zurückblicken nicht ermöglicht, die Vergangenheit zu greifen und zu ändern. Auch bleibt in ihr so manches undeutlich und anderes verschwimmt im Dunst und den Nebeln der schwächer werdenden Erinnerung auf ewig. Ewig, das ist der Zeitbegriff für etwas, das nicht endet. Der Blick nach vorne ist mehr eine Hoffnung als eine Realität, mehr ein vages Ahnen als ein handfestes Begreifen. Die Zeit, der wir nicht habhaft werden können, bleibt unsichtbar. Sollte die Zeit keine Bewegung sein, wäre unklar, was die vergehende Zeit ist.
Korpuskeln der Zeit
sagen wir heute
oder Wellen
oder ein Drittes
wir vergleichen
sie mit dem Licht
sind halbblind aber
im aufglühenden Morgen.
Eos, sagt Homer, fliederblättrige, und nennt sie vor den Göttern rosenfingrig. Und ungestört bleibt das Vertrauen, das in die Ordnung der Götter gesetzt wird und unanfechtbar die Wiederkehr (Eos!). Zeit scheint ewig zu sein, nur die des Menschen ist begrenzt. Bitter tears! Und alles, was ihm, dem Menschen, möglich war an Argumenten, Methoden, Ausreden auch, hat er eingesetzt, um das Unabwendbare seiner endenden Zeit zu besänftigen. Zuallererst für sich selbst. Das sagt oder erkennt er aber nicht. Dabei erfindet er so viele Gründe, wie er braucht, um sich selbst entlasten zu können. Und Erleichterung zu finden vor diesem Unabwendbaren.
Und so erkennen wir dass ein Moment
nicht so sein kann wie der nächste
nicht in der Zeit nicht im Raum
nicht im Gefühl dass nichts fest ist
nicht in der Zeit nicht im Raum
nicht im Wert des Gefühls
dass der Wandel ständig ist
aber nicht stet und so vieles
flüchtig in der Zeit und im Raum
und die wichtigen Namen schwer
beladen mit Bedeutung Hoffnung
Zukunft Liebe Sehnsucht
in einer Spirale des Oftgenannten
sich verlieren im Weltenraum
und keine Gewissheit bringen
weder Namen noch Zahl noch Zeit
und auch den Ort nicht benennen.