Mövenspuren

Mövenspuren

Danach ging ich hinunter zum Strand, zuerst durch die engen Gassen der kleinen Stadt, wusste links von mir das Meer und die untergehende Sonne, die tief gesunkene Sonne, wenn man das so sagen konnte. Nach einem zwei Stockwerke hohen, älteren Haus fiel das Abendlicht schräg ein und ließ die Bougainvillea über einem schmiedeeisernen Tor aufleuchten, helllila mit spätnachmittäglichen Schatten, ruhig.

Noch einige Schritte und der Weg öffnete sich zum Strand, dunkler jetzt das Meer, die Sonne nur noch wenig über dem Horizont, die wenigen Wolken grandios illuminiert, zeigten ein durchsichtiges Rot an den unteren Rändern. Obwohl ich gute Lederschuhe trug, ging ich die wenigen Schritte hinunter zum Wasser, so dass ich im Sand, dem durch die Zeiten vom Meer rundgespülten Sand, gehen konnte.

Da ich kein Ziel hatte, nicht äußerlich und nicht innerlich, zumindest in diesem Moment, gingen auch meine Gedanken leichte und ungezwungene Wege. Und meine Augen, die auf den Sand gerichtet waren, und weniger auf die bereits in den Horizont eintauchende Sonne, fanden sich dort:

Damit du mich anhörst, machen meine Worte manchmal sich zart wie die Mövenspuren auf dem Strand.

Schönes Bild. Neruda. Und wie die Gedanken so sind, fanden sie den Weg zurück zur Situation beim Essen vorher, bei der ich eher das Gefühl hatte, nicht richtig gehört zu werden.

Mit jedem Schritt, den ich machte, tauchte nicht nur die jetzt rote Sonne ins weite Meer hinab, das mögliche Mißverständnis durfte kleiner werden und die Zeit, das wusste ich schmerzlich, wurde nicht einmal durch Verse und Gedichte angehalten oder verlangsamt – nur manchmal!

Damit du mich anhörst. Die Mövenspuren auf dem Strand, die gab es auch hier, zart, von den kleineren Möven mit kurzen Tritten gezeichnet. Die Worte machen sich zart. In ihrer Zartheit, Zärtlichkeit wollen sie gehört werden, von dir, meine Schöne, nur von dir.

Und am Rande des Abends und des Meeres, am Sonnenrand, rötlich-golden, wünscht dich die Sehnsucht zu mir, und es bleibt ein Gehen, vor dem jetzt dunkleren Himmel, wenn du da bist, Hand in Hand. Mit einem letzten Laut ihrer Stimme entschwanden die Seevögel über das Meer.