Am Tiber

Am Tiber

Wann immer ich auch am Ufer des Tibers stand, gegenüber der Tiberinsel mit dem bekannten Hospital, war mir eine eindeutige Einstellung auf die Gegenwart nicht möglich.


Dass über Jahrtausende, ein Zeitraum, den wir nicht begreifen, an dieser Stelle dieser Fluss existierte, dass immer Wasser in eher wildem denn gezähmtem Dahineilen hinunter zum Meer mehr stürzte denn floss, verursachte nicht die einzige Unklarheit in meinem Kopf. Ein eher unentwirrbares, sich eher an Fixpunkten festmachendes Konglomerat von Gedanken beherrschte mich.


So viele Zeiten, so viele unterschiedliche Menschen, so viele verschiedene Vorstellungen von einer Welt, die jedoch immer nur in Teilen und phasenweise erfasst werden kann. Und auch so viel Brutalität und Grausamkeit in solch unüberschaubaren Zeiträumen. Auch hiervon wissen wir nur von einzelnen Geschehnissen. War aber nicht so viel Niveau an Kunst, Ausdruck, Leben eben hier in dieser Stadt? War es. Aber auch alles andere daneben.


Allein wie die Sonne in den Blättern der Platanen spielt und die schräge Bahn des Einfalls nutzt, uns zu betören, zeigt schon, wie sie, vielleicht unbeabsichtigt, uns in Gänze manipuliert. Auf ihre Fragen dahingehend weiß ich der Betörenden nichts zu antworten. Aber was ich sehe an anderen und mir, bestätigt mir ihre Macht. Jedoch die Erde dreht sich weiter. Und so gesehen, ist die Nacht unsere Rettung.