Atem

Atem

Atem dort, wo das Entsetzen Einhalt fordert,                 1944
Atem dort, wo er nicht mehr zum Wort reicht.
Atmen dort, wo der Sand bereits stieg,
wo die Tage längst härter waren.
Atmen bis zur äußersten Hoffnung,
da, wo Luft und Licht
in Verzweiflung sich vereinten.

Aus der Zeit jetzt bleibt ein Ahnen,                                         2020
mehr ein Gespür, ein Mitfühlen;
eine innere Angst lässt uns Abstand halten
in Gedanken, die Angst, die auch jetzt noch
die Brust eng werden lässt, die wir brauchen,
um nicht ganz hineingezogen zu werden,
die uns schützt.

Aber wir wissen es, wir spüren eure Nähe,
auch wenn wir vorsichtig sind und abwartend,
wir kennen euch und wir verstehen euch.
Wir sind zu spät, das wissen wir.

Unser Leben ist leicht gegen eures.
Unsere Verzweiflung ist klein gegen eure.
Unsere Beschwerden sind bedeutungslos gegen eure.
Unser Hoffen ist ähnlich dem euren.

Atmen, wo Leben ist.
Hoffen, wo Zukunft wird.
Vereinen im Meer der Möglichkeiten.